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Mein Treffen mit dem BAPersBW

Im Dezember hatte ich die Gelegenheit in Frankfurt am Main mit dem Vizepräsidenten des BAPersBw und seinem Büroleiter über meine Geschichte zu sprechen. Ein Austausch auf Augenhöhe. 

Es war ein ziemlich warmer Wintertag, dieser 17. Dezember 2019. Ich war gegen halb zwei Uhr nachmittags in Frankfurt am Main eingetroffen. Für 15 Uhr war ich mit Generalmajor Schneider, dem Vizepräsidentin des BAPersBw und seinem Büroleiter Oberstleutnant Conrad verabredet.

Zustande gekommen war der Termin wenige Tage nachdem ich meine Geschichte „Ich war Reservist“ an das BAPersBw geschickt hatte. Das war etwa zwei Wochen vor der Veröffentlichung. Ich wollte allen Beteiligten die Möglichkeit einräumen auf die Erzählung zu reagieren und hatte angeboten, dass ich offizielle Stellungnahmen im Rahmen der Veröffentlichung mit auf die Website stellen würde. So wäre es möglich gewesen, dass die Perspektiven der Hauptakteure auf die von mir geschilderten Geschehnisse gemeinsam hätten betrachtet werden können. Eine ganz gute Grundlage für jeden Leser, um sich ein eigenes Bild von der Lage zu machen.

Auch das BMVg hatte die Geschichte zwei Wochen vor Veröffentlichung von mir erhalten. Eine schriftliche Stellungnahme zu meinen Erlebnissen gab es weder vom BAPersBw, noch vom BMVg. Von letzterem hörte ich, beinahe erwartungsgemäß, überhaupt nichts.

 

Anruf aus dem BAPersBw

Zwei Tage danach klingelte irgendwann gegen späten Nachmittag mein Telefon. Die Dämmerung hatte sich über meinen Garten ausgebreitet und ich war gerade dabei, die frische Luft des endenden Tages zu genießen. Die Nummer auf dem Handydisplay kannte ich zwar nicht. Dafür aber die Vorwahl. Köln. Könnte wichtig sein, dachte ich mir. Und nahm ab.

Ich war ehrlich gesagt beinahe ein wenig überrumpelt, als sich am anderen Ende der Leitung ein Herr Gunter Schneider meldete. Er sagte mir, dass ich möglicherweise mit seinem Namen nichts anfangen könne. Er sei der Vizepräsident des BAPersBw und Generalmajor. Aber der Dienstgrad, so sagte er mir direkt, spiele keine Rolle. Ich könne mir bestimmt vorstellen, warum er anriefe.

Ja, sagte ich. Der Grund dafür sei naheliegend. Es würde wohl um meine Geschichte gehen. Das sei korrekt, bekam ich als Antwort. Aber die wolle der General am Telefon gar nicht en Detail diskutieren. Die Thematik sei bei ihm aufgeschlagen und er habe erst dadurch von mir und meinem bisherigen Erleben in der Angelegenheit Kenntnis erlangt. Er sei allerdings auch erst seit 1. April 2019 auf dem Dienstposten, also noch nicht so lange. Das solle jetzt aber keine Entschuldigung sein. Nur damit ich den Hintergrund verstünde. Alles gut, sagte ich. Kein Problem. Ich fände es ja toll, dass er direkt selbst anriefe.

Dann erzählte mir der Generalmajor, dass er sich selbst als einen Offizier sähe, der, nicht zuletzt aufgrund seiner eigenen Laufbahn, eine sehr enge Verbindung mit der Truppe pflege. Er wolle deshalb gerne von mir persönlich hören, was ich erlebt habe und mit mir darüber sprechen. Ob ich daran Interesse hätte.

Natürlich hatte ich das. Ich sagte ihm noch einmal, dass es mich wirklich freue, dass er sich melde. Generalmajor Schneider, dessen Stimme und Sprache klar und präzise rüberkam, fügte an, dass er keinerlei Versprechungen machen könne, ob das Gespräch in meiner Angelegenheit helfen könne, aber er würde es dennoch gerne führen. Außerdem ergänzte er von sich aus, dass es ihm nicht darum gehe, die Veröffentlichung meines Beitrages zu verhindern. Ganz und gar nicht. Das könne ich halten, wie ich wolle.

Er gab mir die Kontaktdaten seines Büros, damit ich mit seinem Vorzimmer einen Termin und einen Ort ausmachen könne. Er sagte mir, ich könne den Ort frei wählen. Und danach beendeten wir dieses erste kurze Gespräch.

Ich war positiv überrascht. Das hatte ich nicht erwartet. Aber wie das so ist, entflammte in mir beinahe sofort wieder die Hoffnung, dass es nun vielleicht doch noch weitergehen würde. Obwohl mir mein Gesprächspartner klar gesagt hatte, dass es weder Garantien noch Versprechungen geben könne. Das war mir natürlich auch klar. Aber so ist das eben mit der Hoffnung.

Ich versuchte diese Gedanken ein wenig abzuschütteln und mich darauf zu konzentrieren, dass ich ja im Grunde viel wesentlichere Gedanken und Botschaften im Gepäck mitnehmen wollte, als mein eigenes Schicksal in der Bundeswehr. Natürlich klappte das aber nur bedingt.

Einen Tag später meldete ich mich im Vorzimmer des Generals und nach Rücksprache mit diesem und einem kurzen Schlenker über die Adjutantin, vereinbarten wir einen Termin für den 17. Dezember. Ich entschied mich für ein Treffen in Frankfurt am Main, also in der Mitte zwischen Köln und meinem Wohnort. Fand ich irgendwie fair. Auch, wenn ich für das Gespräch durchaus auch nach Köln gefahren wäre. Da ich früher in Frankfurt am Main gearbeitet hatte, kannte ich eine ganz nette Lokalität, die sich dafür anbot. Mein Vorschlag wurde direkt akzeptiert und der Termin war damit fixiert.

 

Das Treffen am Main

Im Verlauf der nächsten Wochen kam noch die Nachricht, dass der General seinen Büroleiter mitbringen würde, der eine Zeitlang für das entsprechende Referat in der Personalführung Reserve zuständig gewesen sei und sich in der Materie deshalb gut auskenne. Das war für mich natürlich in Ordnung. Warum auch nicht?

Und so spazierte ich an eben diesem 17. Dezember durch die Mainmetropole, vorbei an den vorweihnachtlich beschäftigten Menschenmassen in der Kaiserstraße, den Verkaufsständen und schob mich durch das Stimmen-Wirrwarr der Stadt.

Ich hatte den Tisch in unserem Treffpunkt-Lokal reserviert und um ein ruhiges Plätzchen gebeten. Und das bekam ich auch. Im Grunde war nur noch ein weiterer Tisch besetzt. Businessmenschen. Bänker vielleicht. Hätte ja gepasst. Aber genau weiß ich das nicht. Es war halb drei. Sie hatten schon mehrere Flaschen Weißwein am Tisch und die nächste flog herbei, gemeinsam mit einem weiteren Tischgenossen, der sich vermutlich nach dem letzten Termin zügig zu diesem fröhlichen Treffen abgeseilt hatte. Oh, du fröhliche Vorweihnachtszeit.

Generalmajor Schneider und Oberstleutnant Conrad kamen recht pünktlich. Im Vorfeld des Gespräches hatte ich nur mit wenigen über das Treffen gesprochen. Einige Kameraden hatten gerätselt, ob die beiden wohl in zivil kommen würden. Einer geringeren Aufmerksamkeit halber. Ich hatte das bezweifelt. Und behielt damit recht. Natürlich kamen beide in Uniform. Ein Blick an die wenigen besetzten Tische zeigte, dass dies das Interesse des einen oder anderen Gastes weckte. Irgendwie dachte ich mir in dem Moment, dass dieser Umstand für die neue Regelung zur kostenlosen Nutzung der Bahn für uniformierte Soldaten sprach. Die Neugier der anderen Gäste sollte das folgende Gespräch über nämlich immer mal wieder unseren Tisch treffen. Letztlich aber sollten uniformierte Soldaten in einem Restaurant nichts so Absonderliches sein, dass man ständig hinüber starren muss. Es wäre schön, wenn so ein Bild irgendwann einfach als durchaus normal und selbstverständlich angesehen würde.

 

Drei Stunden

Aber wie dem auch sei. Kommen wir zum eigentlichen Gespräch. Ich muss vorausschicken, dass es mir nicht möglich ist, alle Details unserer Unterhaltung wiederzugeben. Das Gespräch war eines unter sechs Augen und wir haben auch über Sachverhalte gesprochen, die derzeit einfach noch nichts in der Öffentlichkeit verloren haben. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, diesem Beitrag einen eher zusammenfassenden Charakter zu geben. Die Inhalte dieses Textes habe ich mit dem Büro des Vizepräsidenten BAPersBw abgestimmt.

 

Gesprächsatmosphäre & Kernthemen

Insgesamt saßen wir gut drei Stunden zusammen. Ich habe unsere Unterhaltung als „dienstgradfrei“, auf Augenhöhe, freundlich und jederzeit offen wahrgenommen.

Wir haben uns zunächst eher übergreifend über die Punkte unterhalten, die ich einerseits in meinem Erlebnisbericht notiert hatte. Andererseits habe ich im Vorfeld zum Gespräch eine Projektskizze erstellt, in der ich ein paar weitere Anregungen für mögliche Veränderungen aufgeschrieben und an einigen Stellen um ein Vorgehen ergänzt habe. Auch die Inhalte der Skizze, die ich diesem Nachbericht als Download beifüge, waren Gesprächsinhalt.

Kernproblematiken, die ich im Gespräch noch einmal hervorhob waren die teils sehr unterschiedliche Informationslage der Mitarbeiter des BAPersBw, aber auch der Karrierecenter und Karrierebüros. Außerdem die schlechte Erreichbarkeit, die schwer nachzuvollziehenden Regularien des Einstellungsprozesses, etwa mit Blick auf das Festbeißen an der reinen Betrachtung der akademischen Ausbildung von Kandidaten, die fehlende Digitalisierung und Transparenz des Prozesses, die Einstellungsunterschiede nach den Paragraphen 26 (2) und 26 (4), sowie Eckpunkte der Kultur im BAPersBw mit Blick auf den Umgang mit Reservisten.

 

Es soll sich etwas ändern

Generalmajor Schneider machte schon zu Beginn des Gespräches klar, dass er meine Kritik nicht vollumfänglich, doch aber in weiten Teilen verstehen könne. Die Probleme seien der Führung des BAPersBw bekannt. Es sei bereits ein Veränderungsprozess angestoßen, in dem die Abteilung VI und damit die Personalführung der Reserve in Gänze auf den Prüfstand gestellt würde. Die genauen Details dieser Veränderung kann ich an dieser Stelle nicht zufriedenstellend wiedergeben. Nur so viel sei gesagt: Viele, aber nicht alle Probleme sollen durch nachhaltige Veränderungen in besagter Abteilung gelöst werden. Was mir zum Beispiel noch ein bisschen fehlte, war ein kritischer Blick auf die Auswahlkriterien, also die Betrachtung nach Studium allein.

Erwartungsgemäß wurde mir aber auch geschildert, warum sich gewisse Dinge im Bereich der Reservepersonalführung verzögern oder sich manchmal eben auch nicht oder zumindest nicht so einfach umsetzen lassen. Gründe dafür sind zum Beispiel gesetzliche Rahmenbedingungen und auch Personalprobleme. Das BAPersBw arbeitet nicht selbstbestimmt, sondern muss sich zum Beispiel im Rahmen gesetzlicher Vorgaben, wie der Soldatenlaufbahnverordnung (SLV), bewegen. Das Bundesamt kann dabei zwar rechtliche Änderungen anregen und hieran auch mitwirken, konkret anschieben und entscheiden kann diese aber nur die ministerielle Ebene und damit letztlich die Politik.

In der Vergangenheit habe es zudem die eine oder andere personelle Vakanz im BAPersBw gerade auch in der Abteilung VI gegeben. Mithin wurde das im Gespräch auch als Grund genannt, warum die Erreichbarkeit gelitten habe und nicht jede telefonische Verbindungsaufnahme mit der Abteilung erfolgreich gewesen sei.

Auch eine stärkere Digitalisierung der Prozesse und Verfahren im BAPersBw sei kurzfristig nicht so einfach machbar. So stehe man im Rahmen der Umsetzung stets in „Priorisierungskonkurrenz“ mit anderen Digitalisierungvorhaben in der Bundeswehr. Allerdings befänden sich im BAPersBw derzeit ca. 20 Digitalisierungsmaßnahmen in Planung, 15 weitere Maßnahmen würden aktuell in der Umsetzung für das BAPersBw, den OrgBereich Personal sowie den Geschäftsbereich BMVg begleitet. 13 weitere Maßnahmen würden derzeit in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) umgesetzt.

 

Das Imageproblem

Die Bundeswehr als Organisation sei in den letzten Jahrzehnten in jeder Hinsicht verkleinert worden. Sicherheitspolitisch trat die Landes- und Bündnisverteidigung in den Hintergrund und damit auch die Reserve. Jetzt soll sich das wieder ändern, aber es sei nicht möglich, diesen über mehr als zwei Jahrzehnte dauernden personellen, materiellen und finanziellen Schrumpfungsprozess in nur kurzer Zeit wieder ins Gegenteil zu verkehren. Hier sei Geduld gefragt und das betreffe auch die Reserve. Generalmajor Schneider betonte im Gespräch, dass er um die hohe Bedeutung der Reserve vor dem Hintergrund des sich verändernden Auftrages mit der Refokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung wisse. Das aber habe sich noch nicht überall so gesetzt, wobei sich dieser Zustand mit Umsetzung des neuen Konzepts der „Strategie der Reserve“ zukünftig ganz deutlich verändern werde. Innerhalb der Truppe hat die Reserve und hier vor allem der sogenannten „Seiteneinsteiger“ teilweise nach wie vor einen schweren Stand. Auch, weil im Bereich der Offizierslaufbahnen eben nicht gesehen wird, was der Reserveoffizier im zivilen Leben an fachbezogenen Qualifikationen erworben hat, sondern vielmehr aufstößt, dass er ziemlich schnell befördert wird und ziemlich wenig militärische Grundlagen mitbringt. Und besser bezahlt wird er im Zweifel eben auch noch.

Die Abteilung VI, welche sich ausschließlich um Reservisten kümmert, war bisher deshalb nicht unbedingt der bevorzugte Arbeitsplatz innerhalb der Personalführung. Deshalb müsse man weiter an der Bedeutung und der Wahrnehmung von Reservisten und der Reserve im Allgemeinen arbeiten. Sicherlich auch insofern, als dass die Truppenteile noch besser auf den Einsatz von Reservisten vorbereitet werden müssten. Mit der beabsichtigten Neuausrichtung der Abteilung VI in 2020 hin zum „Personalmanagement Reserve der Zukunft“ und der u.a. damit verbundenen Überprüfung aller entsprechenden Prozesse und Verfahren trage man diesem Bedeutungszuwachs der Reserve im BAPersBw jedenfalls jetzt nachdrücklich Rechnung.

 

Die Truppe muss mitarbeiten

Der General spielte den Ball durchaus aber auch noch weiter zurück in die Hälfte der Truppenteile. Der Umstand, dass für eine Einstellung nach § 43 (3) i.V.m. § 26 (2) SLV jährlich nur relativ wenige Stellen für Reservisten ausgeschrieben würden, hätte vor allem auch damit zu tun, dass die Einstellungsmöglichkeiten bereits durch die Organisationsgrundlagen der einzelnen OrgBereiche limitiert seien. So kämen für eine Einstellung als Reserveoffizier im Seiteneinstieg nur solche Dienstposten in Betracht, welche in den Organisationsgrundlagen einen bestimmten Studiengang hinterlegt haben. Dies ist jedoch nur bei einem kleinen Teil der Offizier-Dienstposten gegeben. Auf dieser begrenzten Basis zeigen die OrgBereiche bei der Abteilung VI des BAPersBw Dienstposten an, welche für eine Besetzung mit Reserveoffizieren im Seiteneinstieg ausgeschrieben werden sollen. Die Zahl der jährlichen Einstellungsmöglichkeiten verändere sich daher insgesamt und auch im Hinblick auf die einzelnen Studienfachrichtungen ständig. Als Bedarfsdecker könne das zentrale Kölner Personalmanagement jedoch nur auf der Grundlage dieser Bedarfsmeldungen entsprechende Dienstpostenbesetzungen vornehmen. Für das Kalenderjahr 2020 würden für alle Organisationsbereiche in zwei vorgesehenen Auswahlverfahren voraussichtlich insgesamt 145 Dienstposten mit Reserveoffizieren im Seiteneinstieg besetzt werden.

 

§26 (4)

Die Zukunft des Paragraphen 26 (4) SLV indes bleibt abzuwarten. Das BAPersBw sieht es so:

Eingeführt im Jahr 2014 im Rahmen eines Pilotprojektes wurde diese Möglichkeit der Einstellung nun durch BAPersBw im Zuge eines Erfahrungsberichtes kritisch hinterfragt. Dieser Erfahrungsbericht ist die Grundlage für die aktuell laufende Evaluation durch das Kompetenzzentrum für Reservistenangelegneheiten der Bundeswehr  (SKA KompZResAngelBw). Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Besonderheiten des Einstellungsverfahrens nach § 26 (4) regelmäßig zu Beschwerden des betreffenden Personenkreises führen und sich die anschließende Einplanung auf Beorderungsdienstposten in vielen Fällen schwierig gestaltet. Für viele ist dieser Weg des Seiteneinstiegs im Vergleich zu den anderen „Res-Einstiegsmöglichkeiten“ offenbar weniger attraktiv, da hier u.a. die allgemeinmilitärische Ausbildung zum Reserveoffizier in Form von dienstlichen Veranstaltungen ohne Unterhaltssicherung durchlaufen werden muss. Darüber hinaus führt der Paragraph dazu, dass Reserveoffiziere ausgebildet würden, für die es aber nach der Ausbildung keine konkret zu besetzende Stelle gibt. Leerlauf und Frust sind die Folge. Genauso wie eine Ausbildung am Bedarf vorbei oder gegebenenfalls auch über den Bedarf hinaus. Auch die OrgBereiche wären mit dem gesamten Prozess nicht zufrieden.

Bezogen auf den übergeordneten Kontext haben wir zwar noch vieles mehr diskutiert, aber ich muss es bei den benannten Punkten bewenden lassen. Der Tenor bei allen von mir vorgebrachten Kritikpunkten und Änderungsvorschlägen war, dass man die Probleme bereits erkannt habe, einige schon gelöst wären und man weiter daran arbeite, auch die übrigen zu beheben. Es brauche aber eben Zeit und gewisse gesetzliche Rahmenbedingungen seien zudem nicht im Wirkbereich des Bundesamtes.

 

Was hat es gebracht?

Die meist gestellte Frage aller Nachrichten, die mich zwecks eines Nachberichts erreichten war: „Hat das Gespräch etwas gebracht?“

Ich kann diese Frage nicht einfach mit „ja“ oder „nein“ beantworten. Zumal das Gespräch kein kritisches Erfolgskriterium hatte. Darum ging es auch nicht. Es ging um einen Austausch von Standpunkten, Ideen und Anregungen.

Es gibt für mich zunächst keinen Grund dafür anzuzweifeln, dass all die Veränderungsprojekte, die als „in der Mache“ kommuniziert wurden, nicht stattfinden. Trifft alles wie geschildert zu, dann wird es zwar einige Zeit dauern, aber grundsätzlich müsste sich in absehbarer Zeit für alle Reservisten, genauso wie für die Betreuungstruppenteile etwas verbessern. Prozessual ebenso wie in Sachen Information, Planung und Einstellungsbedingungen.

So gesehen hat mein Gespräch also quasi nichts gebracht, da ja die beabsichtigte Sensibilisierung bereits vorhanden war und Änderungen schon im Werden sind. Ich habe demnach also nichts Neues beigetragen.

Das Gesprächsangebot hat aus Sicht des BAPersBw sicherlich auch den Zweck verfolgt, Wogen zu glätten, das wahrgenommene Blackbox-Image zu kontrastieren und eine angeknackste Beziehung soweit wie irgendwie möglich zu kitten, zumal sie öffentlich gemacht wurde. Eine strategische Absicht also. Das ist nur fair und hat auch gut funktioniert. Ich hatte allerdings nicht den Eindruck, dass wirklich ausschließlich strategische Kommunikationspolitik hinter dem Angebot, mit dem Vizepräsidenten des Bundesamtes für Personalmanagement und seinem Büroleiter sprechen zu können, steckte. Ich habe eher den Eindruck echten Interesses gehabt. Nicht unbedingt an meiner Person im Besonderen, aber daran, mit Menschen, die ein Problem klar adressieren in den Dialog zu treten, dort wo möglich eine Klärung herbeizuführen und gleichsam zu zeigen, dass einem die Dinge nicht einfach gleichgültig sind.

Was also den Beziehungsaspekt anbelangt, hat das Gespräch etwas bewegt. Punkt für das BAPersBw 😉

Viele hat darüber hinaus noch interessiert, wie es mit meiner persönlichen Situation aussieht. Natürlich haben wir auch darüber gesprochen. Aber der Stand der Dinge ist zunächst unverändert. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, vielleicht aber auch nicht. Es bleibt für mich einfach abzuwarten.

 

Ich bin dankbar

Abschließend möchte ich noch einmal zu Protokoll geben, dass ich dankbar und froh bin, dass mir ein persönliches Gespräch ermöglicht wurde. Für mich war es ein sehr guter Austausch, der noch viele weitere Gedanken, Themen und auch Ideen beinhaltete.

Ich kann dem BAPersBw nur wünschen, dass die Veränderungen, die beabsichtigt sind, auch umgesetzt werden. Trotzdem sei mir an dieser Stelle noch einmal der Hinweis erlaubt, den ich auch im Gespräch anbrachte: Gerade die nötigen kulturellen Änderungen werden schwer. Ein wirklich gut gemachtes Change Management wäre sehr hilfreich und ich fände es wünschenswert, wenn die Macher der Veränderung zeitnah darüber erzählen, was sie alles vorhaben und was bereits auf den Weg gebracht wurde. Ich glaube, es gibt viele der Bundeswehr sehr zugewandte Menschen, die darauf warten, vom Bundesamt selbst zu hören, was sich ändern und welches Problem mit welcher Maßnahme gelöst werden soll. Außerdem entwickelt sich Motivation und Begeisterung für eine Sache nicht, in dem man sich über das Ziel und die Inhalte ausschweigt. Nur wer beides kennt, kann eine Veränderung aktiv mitgestalten. Veränderungen auf Befehl mögen die prozessuale Landkarte verändern. Sie ändern aber zumeist nicht das Verhalten und Denken der Menschen. Das aber ist das wahre Wesen jedweden Veränderungserfolgs.

Für Eure Kommentare zum Nachbericht nutzt bitte den Kommentarbereich hier auf der Seite. Ordnung muss sein 😉

Nachstehend könnt Ihr die Projektskizze als PDF herunterladen. Es handelt sich dabei um eine handschriftliche Flipchart-Sammlung. Ich freue mich auf Euer Feedback im Kommentarbereich dieser Seite.